Der wahre Schatz der Kirche

laur

 

Bergisch Gladbach | 10.08.2018

Unter Kaiser Valerian (253-260) kam es erneut zur Christenverfolgung. Eine christenfeindliche Stimmung, die im Beraterkreis des Kaisers und in der Bevölkerung um sich griff, fiel mit der Absicht des Staates zusammen, das Vermögen der Christen einzuziehen. Laurentius, der in dieser Zeit als Diakon für die Armen Sorge trug, war mit der Verwaltung der Kirchengelder beauftragt worden. Er verfügte über die Finanzmittel, die für die Armenfürsorge und für die wichtigen Aufgaben der Kirche benötigt wurden. Als ihm befohlen wurde, die Reichtümer der Kirche vorzuzeigen, ließ er Bettler und Bedürftige als den wahren Schatz der Kirche vortreten. Dies hatte den Zorn der Staatsmacht zur Folge, sodass Diakon Laurentius verurteilt wurde und auf dem Rost den Feuertod fand.

Der heilige Laurentius hat unverkennbar mit seiner verzweifelten und zugleich mutigen Aktion das Vermögen der Kirche vor fremden Zugriff bewahrt. Aber es lohnt sich, seine Worte grundsätzlich ernst zu nehmen: Dass wir alle Geld benötigen, um uns zu versorgen, am Leben teilzunehmen und etwas zu gestalten, ist nicht von der Hand zu weisen. Dass hinter dem Geld die Leistung von Menschen steckt, wird oft vergessen. Es sind viele, die Papierscheinen und runden Metallplättchen ihren Wert verleihen. Es sind Kraftanstrengungen und Potenziale, Fähigkeiten und Kenntnisse, die schließlich als bare Münzen erklingen, aber auch ungerecht verteilt werden und nicht allen zugutekommen. Ist der Wert eines Menschen vom Nutzen abhängig, den er für einen anderen erzielt? Ist jemand hervorzuheben, weil er viel Geld von sonstwo bekommen hat? Nein, gewiss nicht. Jeder Mensch ist bedingungslos Ebenbild Gottes und dadurch mit Wert und Würde ausgestattet – ein jeder ist unendlich kostbarbar. Zwischen dem Mann mit den goldenen Ringen und dem Armen in schmutziger Kleidung kann ein wirklicher Christ keinen Unterschied machen (vgl. 1 Jak 2,2). Christen haben diese Sichtweise immer wieder vertreten und vielleicht weckt gerade dies, damals wie heute, den Argwohn derer, die mächtiger sein wollen, die bestrebt sind, sich abzuheben. Geld ist ein unverzichtbares Mittel zum Zweck, aber mehr auch nicht. Es muss da sein und es muss richtig eingesetzt werden, aber mit dem Wert von Menschen kann es nichts zu tun haben. Auch Laurentius weiß, dass seine Finanzmittel wichtig sind und darum ist er nicht bereit, die Gelder an die kirchenfeindliche Macht zu übergeben. Bei der Frage der Beamten nach dem Reichtum, bei der Frage nach dem wofür und wohin, verweist er ernsthaft und mit Überzeugung auf die Armen. Menschen, die ihr Vermögen, ihre Werke und ihre Spenden einsetzen, waren und bleiben unverzichtbar, um Kirche zu gestalten. Der Reichtum bei diesem Tun entsteht aber erst durch die Überwindung der Selbstgefälligkeit und dem Überschreiten der Statusgrenzen, indem wir in den Armen unsere Schwestern und Brüder erkennen und Beziehungen leben, die ohne Rücksicht auf die Person gestiftet wurden. Gerade deshalb kommt den Armen eine besondere Bedeutung zu. Jene, die nichts haben, die Geld und Hilfe benötigen, sind besonders wichtig, denn sie sind der wiederkehrende Antrieb für die Solidarität der Christen. Indem wir mit unserem Einsatz, mit den Not-wendigen Mitteln, den Geschwistern begegnen, sind wir wirklich eins und Christus nahe. Wir sichern durch Dienst und Opfergaben die offenkundigen und die tiefen Lebensgrundlagen. Wir legen als aktive Glieder der Kirche auf diese Weise Gottes Liebe in die Herzen der Menschen, die als Saat wieder wachsen und neue Früchte hervorbringen kann (vgl. 2 Kor 9,10ff.). Diese von Geduld und Ausdauer geprägte Überzeugung beweist der heilige Laurentius. Seine Sichtweise erfordert eine große Standfestigkeit im Glauben, die der Heilige bis in den Tod hinein bezeugen konnte.