Auftakt zum Prozess #ZusammenFinden – Treffen der städtischen Seelsorgebereiche

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Bergisch Gladbach | 30.04.2022

Anfang April veröffentlichte das Erzbistum Köln den Vorschlag, wie der territoriale Zuschnitt der Pastoralen Einheiten im Erzbistum in Zukunft aussehen kann. Jetzt trafen sich dazu 80 Vertreterinnen und Vertreter aus den fünf städtischen Seelsorgebereichen. Denn diese sollen – nach dem Vorschlag – eine Einheit bilden und dies diskutieren, bewerten und dazu Stellung nehmen. So sieht es der Prozess „#ZusammenFinden“ vor, der seit mehreren Monaten vorbereitet wird. Das Treffen diente auch einem ersten Kennenlernen zwischen den fünf Seelsorgebereichen der Stadt. Einigkeit gab es bei den nächsten Schritten: Noch vor den Sommerferien soll es einen weiteren Austausch mit Interessierten und Engagierten sowie den Gremienvertreterinnen und -vertretern geben. Im September werden die Voten der Seelsorgebereiche dann zusammengeführt und diskutiert.
„Zusammenfinden benötigt Zuhören“ – das war eine zentrale Erkenntnis beim ersten Treffen der Gremienvertreterinnen und -vertreter in Bergisch Gladbach. Deshalb gab es neben den Informationen und Impulsen viel Zeit für ein Miteinanderreden und gemeinsames Überlegen. Die Mitglieder aus den Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen der fünf städtischen Seelsorgebereiche (St. Laurentius, St. Joseph und St. Antonius, Bensberg/Moitzfeld, Bergisch Gladbach-West und St. Johann Baptist) nahmen sich dafür viel Zeit im TechnologiePark. Eingeladen hatte zu diesem ersten Austausch über die Zukunft der katholischen Pfarreien in Bergisch Gladbach Kreisdechant Norbert Hörter.
    
Impuls vom Erzbischöflichen Generalvikariat

Die aktuelle Situation und die anstehenden Herausforderungen beschrieb zu Beginn Monsignore Markus Bosbach, Leiter der Hauptabteilung Entwicklung Pastorale Einheiten im Erzbischöflichen Generalvikariat. Denn das Erzbistum Köln steht vor einer grundlegenden Veränderung. Die Zahl der Katholiken nimmt ab, es gibt immer weniger Engagierte in den Gemeinden, die Finanzkraft und auch die Zahl des pastoralen Personals gehen zurück. Vor allem die Zahl der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher wird nach den Prognosen bis 2030 um 70 bis 90 Prozent sinken. Die Zahl der Pastoralen Dienste (Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferent/-innen) wird sich in diesem Zeitraum halbieren. Deshalb sollen die 178 Seelsorgebereiche auf circa 60 sogenannte Pastorale Einheiten verringert werden. Der Vorschlag für die territorialen Zuschnitte wurde von Fachabteilungen im Generalvikariat erarbeitet und in einer ersten Runde mit den Dechanten sowie Vertreterinnen und Vertretern der Katholikenräte diskutiert und modifiziert. In dieser Phase wurde deutlich, dass sich die Strukturen (und Entfernungen) zwischen Stadt und Land massiv unterscheiden. Erreichbarkeit ist eines der Kriterien, die dazu führten, dass die meisten mittelgroßen Städte im Erzbistum als eine Einheit vorgeschlagen wurden.  
Nun dienen die Ideen als Grundlage für Beratungen und Überlegungen in den Seelsorgebereichen. „Der Vorschlag, den wir für #ZusammenFinden vorlegen, ist genau das: ein Vorschlag“, betonte Monsignore Markus Bosbach. Die Beteiligten sollen diesen als Anregung für ihre Beratungen und Gespräche in ihren Gemeinden und Pfarreien nutzen. Im Fokus steht dabei die Frage, ob dies der richtige Zuschnitt ist, um zukünftig gemeinsam das kirchliche Leben zu gestalten. „Vielleicht finden Sie den Vorschlag schon recht plausibel, ansonsten erarbeiten Sie gerne gemeinsam Alternativen“, so Bosbach. Deutlich machte er, dass es angesichts der personellen Entwicklung keine kleineren Einheiten geben kann.
Diskussion über den räumlichen Rahmen
Kreisdechant Norbert Hörter zeigte im Anschluss auf, was das Ziel der Beratungen sein soll: ein stabiler pastoraler Rahmen, der gemeinsam von Engagierten und Hauptberuflichen getragen und mit Leben gefüllt wird, ohne die Einzelnen zu überfordern. „Bis Oktober haben wir Zeit, ein Votum zum Vorschlag abzugeben“, erläuterte Hörter. Auf dieser Grundlage wird dann die Vorlage für eine Entscheidung über die räumliche Gestalt der zukünftigen Pastoralen Einheiten im Erzbistum Köln erarbeitet. Hörter machte deutlich, dass es nicht Gegenstand des Prozesses ist, welche rechtliche Form die zukünftigen Pastoralen Einheiten haben werden oder wer die Leitung einer zukünftigen Einheit übernehmen soll. „Es geht jetzt ,nur‘ um den geografischen Zuschnitt der zukünftigen Pastoralen Einheiten“, so der Kreisdechant. Dafür gab es auch ein erstes Kennenlernen, die Gremien aus den fünf Seelsorgebereichen stellten sich kurz vor. 

Murmelgruppen und spontane Reaktionen

Im gesamten Tagesablauf waren lange Phasen für einen Austausch untereinander vorgesehen. Moderator Peter Hardt verstand es, die individuelle Reflexion und den Austausch in kleinen Gruppen (sogenannte „Murmelgruppen“) zu initiieren sowie die spontanen Reaktionen zu einem Gesamtbild zu fügen. So wurde für alle sichtbar, was die knapp 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewegt. 
Die verschiedenen Sichtweisen brachte Hardt anschließend in einer Fishbowl-Diskussion zusammen. Dabei starten – neben Bosbach und Hörter – Gemeindereferent Armin Wirth aus Refrath und jeweils eine Person aus jedem Seelsorgebereich das Gespräch. Das Besondere dieses Gesprächsformats ist, dass Teilnehmerinnern und Teilnehmer des ‚inneren Kreises‘ wechseln. Wenn die eigene Frage beantwortet ist, verlässt man seinen Platz und eine neue Person kann an der Runde teilnehmen. Neben Verständnisfragen wurde intensiv über die eigene Rolle und Funktion sowie den Zeitplan diskutiert. Welche Aspekte des Prozesses beschäftigen uns, wie können wir gemeinsam zu einer für alle guten Lösung kommen – das waren Fragen, die in der Fishbowl zur Sprache kamen. 
 
Deutlich wurde bei den Reaktionen, dass alle die Phase nach dem Grenzfindungsprozess für sehr viel wichtiger und anspruchsvoller halten. Denn dann wird geklärt werden müssen, wie eigenständig die bisherigen Seelsorgebereiche sein können, in welchen Aspekten eine Zusammenlegung von Strukturen vorteilhaft ist und wie das Gemeindeleben konkret organisiert wird. Das Timing und die Trennung von Rahmen und Inhalt wurde zwar kritisiert, aber auch anerkannt, dass die Situation im Erzbistum so ist, wie sie sich darstellt, und es unumgänglich ist, diesen Prozess weiterzutreiben. Eine generelle Offenheit, die „Anderen“ besser kennenzulernen und auch voneinander zu lernen, war klar vorhanden.

Nächste Schritte

Wie die einzelnen Seelsorgebereiche ihre Beratungen organisieren und ihr Votum finden, ist ihnen selbst überlassen. Von Seiten des Generalvikariats und des Kreisdekanats gibt es verschiedene Unterstützungsangebote wie Leitfäden für die Beratungsphase, weiteres Datenmaterial und ähnliches (auf www.katholisch-rheinisch-bergisch.de zu finden). Noch vor den Sommerferien wird es einen Austausch mit weiteren Engagierten und Ehrenamtlern geben. Dafür ist der 14. Juni vorgesehen. Am 6. September kommen die Findungsteams aus den Seelsorgebereichen des gesamten Dekanats im Laurentiushaus zusammen, um ihre Voten zu diskutieren. Sollte es widersprüchliche Tendenzen geben, wird hier nach einer gemeinsamen Lösung gesucht. Ende September sollen die Voten dann an das Dekanatsteam übermittelt werden. Dies wird sich im Mai nach der Vollversammlung des Kreiskatholikenrates bilden.
„Bitte binden Sie die Interessierten in Ihren Seelsorgebereichen ein“, warb Dechant Hörter für eine breite Beteiligung in den Seelsorgebereichen. „Denn umso mehr Menschen wir hier mitnehmen, desto besser wird das Ergebnis für uns, unsere Gemeinden und unsere Kirche.“